Taoismus - Harmonie und Ausgeglichenheit

Beim Anbeginn ihrer Zivilisation suchten die Chinesen einen Weg zu spiritueller Freiheit. Der Taoismus, Chinas einzige einheimische Religion, stellt sich ein mystisches Eins-Sein mit dem Tao vor, der göttlichen Macht, der namenlosen, formlosen Realität des Universums.

China im 6. Jahrhundert vor Christus: Der 80jährige Laotse, seinerzeit der Bewahrer der Archive und auch der königlichen Bibliothek der Zhou Dynastie ist zutiefst frustriert und traurig. Er erkennt für sich: Die Menschen folgen nicht dem Tao, dem Weg zu spiritueller Erleuchtung - Ein heiliger Weg für Laotse. Der Bewahrer der Schriften kann die gesellschaftliche Korruption und den moralischen Niedergang am Kaiserhof nicht mehr aushalten und beschließt seinen eigenen Weg zu gehen. Er setzt sich auf einen Wasserbüffel und macht sich auf die Reise ins südliche China.

Laotse, was soviel bedeutet wie "Alter Meister", hofft im Gebiet des heutigen Tibets ein Refugium zu finden. Seine Spur verliert sich als er einem Wächter des Bergpasses nach Tibet all seine Weisheiten aufschreiben muss, sowie ein Buch über das Tao. Der Wächter verlangt dies als "Zoll", um China verlassen zu dürfen. Nachdem Laotse dies getan hat, verschwindet er und die Legenden über sein Verbleiben beginnen: Eine besagt, er habe all seine Weisheiten an Buddha weitergegeben, andere behaupten, er sei selbst Buddha geworden, wieder andere sagen, er sei eine von den mannigfachen Wiedergeburten von Buddha.

Es wird wohl nie herausgefunden werden können,was wirklich mit Laotse geschah. 

Nur eine Legende scheint historisch nachprüfbar: Die Niederschriften, die der Wächter erhielt, wurden später als das Tao Te King bekannt, "Die Schrift des Weges der Tugend."

Sie ist die Heilige Schrift des Taoismus mit den philosophischen Prinzipien der Religion Taoismus. Das Tao Te King beinhaltet 5000 chinesische Schriftzeichen in 81 Versen.

So lautet der erste Vers des Tao Te King:

"Das Tao, das in Worten ausgedrückt werden kann,

ist nicht das wahre Tao.

Die Eigenschaft, der man einen Namen geben kann,

ist nicht seine wahre Eigenschaft.

Das Namenlose ist der Ursprung von Himmel und Erde.

Das benannte ist die Mutter von unzähligen Dingen."

Nun haben seit 3000 Jahren viele Denker, besonders im Westen, versucht das ursprüngliche Tao zu definieren und interpretieren. Aber was soll das? In diesem ersten Vers steht doch schon, dass das Tao nicht benannt werden kann. Wäre es also sinnvoll im Tao nach spiritueller Wahrheit oder anderer mystischen Geheimnissen zu suchen. 

Schauen wir uns das Wort Tao doch einmal etwas genauer an. Es bedeutet einfach übersetzt "Der Weg", "der einzuschlagende Weg," oder " die natürliche und richtige Art aller Dinge."

Das Tao ist einfach. Es handelt. Es macht keine Vorschriften oder lehrt uns nicht, auf eine bestimmte Art zu agieren oder verhalten. Das Tao ist die Realität. Es ist göttliche Macht ohne Gott zu sein und die Quelle aller existierenden Dinge. Das Tao existierte vor dem Universum, es kreierte das Universum und hält es durch die Erschaffung von Energie am Leben, was Qi oder Chi genannt wird.  Das, was alles belebt.!

Die Belohnung für einen Wesen, das in Harmonie mit dem Tao ist und seine natürliche Weise befolgt, ist Erleuchtung, Unsterblichkeit und Überwindung des stofflichen Daseins. Tatsächlich ist das chinesische Wort für eine erleuchtete Person, "xian", das gleiche Wort wie für "spirituell unsterblich", "supermenschlich", und "himmlisch". Taoisten glauben, dass man erleuchtet wird, indem man dem Tao folgt.

Quelle: Advance Jg. 48, Ausgabe II