STELLEN SIE SICH EINE URALTE
Kultur vor, die sich über fünf moderne Länder erstreckt und schätzungsweise 10 Millionen Einwohner umfasst. Eine Gesellschaft so fortschrittlich, dass sie höchst komplexe Systeme der
Mathematik und der Schrift entwickelte.
Auch implementierte sie Methoden
der Landwirtschaft durch die große
Bevölkerungsgruppen ernährt werden
konnten. Sie verfügten auch über ein so
präzises Verstehen der Astronomie, dass
sie einen Kalender hervorbrachten, der mit den heutigen Berechnungen auf Augenhöhe ist. Bei jener Kultur handelt es sich um die
Maya. Ihr reiches Erbe kann noch heute an fantastischen Ruinen wie Chichén Itzå
bestaunt werden, sowie in Gemeinden im südlichen Mexiko und Zentralamerika, wo
man noch immer Nachfahren dieser Herren des Dschungels finden kann.
Um die Maya wirklich zu verstehen, müssen wir zurückkehren zu jener Zeit, als diese mächtige Kultur sich zu einer Ansammlung von Stadtstaaten entwickelte, die über weite Teile des gewaltigen Dschungels, der türkisfarbenen Küstenlinien und der fruchtbaren Ebenen herrschte.
Auf dem Höhepunkt der Maya-Zivilisation in der Zeit der Klassik von 250 bis 1200 n. Chr., beherrschten sie ein Gebiet. das sich von der heutigen Mexiko-Stadt bis tief nach Zentralamerika erstreckte. Bedeutende Städte und Handelszentren waren durch ein Netz von gepflasterten Kalksteinstraßen und Kanälen miteinander verbunden. Auf diese Weise konnten die mächtigen Handelszentren und die militärische Vorherrschaft aufrechterhalten werden.
Die bedeutendsten Zentren der Region waren geschäftige Städte mit hoch aufragenden, elegant gestalteten Gebäuden, die mit Gips verputzt waren, welche dem Wald und seinen Tieren mit Farben wie Gelb, Rot, Grün und Blau nachempfunden waren. Sie hatten Paläste, Verwaltungsgebäude, Pyramiden und Observatorien, welche sogar heute noch jedes Jahr tausende Besucher anziehen, die deren Aufbau und Design bestaunen.
Ihre Religion spielte eine so wichtige Rolle, dass Tempel und astronomische Strukturen sich immer im Mittelpunkt dieser Siedlungen befanden. Es handelte sich um architektonische Meisterwerke, die atemberaubendes Design mit fortschrittlichen Funktionen, wie der
präzisen Angabe des Verlaufs von Planeten und anderer himmlischer Ereignisse
verbanden.
Das spirituelle Leben der Mayas war untrennbar mit ihrem Verständnis der Wissenschaft, Mathematik und Astronomie verknüpft, die sie verwendeten um zwei Kalender, welche ihre Leben lenken sollten, zu entwickeln. Einer war ein Sonnenkalender mit 365 Tagen, der als Leitfaden für den Anbau ihrer Getreidekulturen diente, der andere war ein Ritualkalender für Zeremonien und andere Riten.
Ihre Genauigkeit war erstaunlich - die Berechnungen der Mayas waren denen der
hochentwickeltesten wissenschaftlichen Uhren von heute sehr nahe. Die fortgeschrittensten Astronomen ihrer Zeit, verfolgten mit ihren Gebäuden, Denkmälern und hölzernen Geräten nicht nur die Sonne, sondern auch andere Himmelskörper wie den Mond, Planeten und Sternbilder wie die Plejaden.
Die Einhaltung der Zeit galt als heilige Pflicht im Zusammenhang mit den natürlichen Zyklen der Erde und des Himmels, wobei großer Nachdruck auf Geburt, Tod und Wiedergeburt gelegt wurde. Dies war in vielen Aspekten ihrer Kultur vertreten, einschließlich der Beobachtung der Mondphasen, Pflanzzyklen ihrer Felder und der Lebensspanne von
Gemeindemitgliedern.
Durch ihr System der Astronomie waren sie in der Lage ihre eigene Welt und ihre Götter besser zu verstehen. Die Maya entwickelten verschiedene Systeme der Zeitmessung, von einem einzelnen Tag (Kin), zu 144000 Tagen (Baktun). All dem zugrunde lag ein hoch
entwickeltes mathematisches System, dass fortgeschrittene Konzepte, wie etwa die
Verwendung der Ziffer Null beinhaltete, lange bevor sie von den Europäern entdeckt wurde.
Die Maya glaubten, dass eine vierseitige Erde in einem alten Meer schwamm. Sie
wurde von sechs Gottheiten geschaffen und mit Lebenskraft erfüllt. Um die Erde vom
Himmel zu trennen, pflanzten diese Götter den großen Ceiba-Baum. Seine Wurzeln
reichten tief in die neun Ebenen der Unterwelt, in denen die Herren der Nacht, der Regengott Chac, sowie Krankheiten und Geister toter Vorfahren beheimatet sind.
Darüber befanden sich die Erde und der heilige Stamm der Ceiba, dessen Zweige sich
nach oben erstreckten, um die 13 Reiche des Himmels zu tragen. (Bis zum heutigen
Tag pflanzen und verehren viele Maya den Ceiba-Baum in ihren Dörfern.)
Als nächstes wurden Pflanzen und Tiere erschaffen, aber die Erde war noch frei von Menschen. Zuerst also schufen die Gottheiten Menschen aus Schlamm. Aber sie hatten keine Seelen und waren schlechte Bewahrer der Zeit und der Rituale, also zerstörten die Götter sie in einer großen Flut.
Als nächstes versuchten die Gottheiten Menschen aus Holz zu erschaffen, aber diese
waren unfähig sie zu huldigen, also wurden sie vernichtet und zu den Affen des Waldes.
Bei ihrem dritten Anlauf schufen die Götter Menschen aus weißem und gelbem Mais,
und so wurde der wahre und beständige Mensch geboren.
Insgesamt wurde das Leben der Maya von ihren fast 200 Göttern sowie von übernatürlichen und heiligen Kräften bestimmt. Um die Dinge zu verkomplizieren,
mussten sich die Bürger und sogar die Elite den Priestern zuwenden, um Interaktionen
aller Art zu interpretieren, sei es für das Pflanzen einer Ernte oder die Durchführung
eines Rituals.
Denn alles war abhängig von den Kalendern, der Astronomie und den kosmischen Kräften, die von der Priesterklasse interpretiert werden mussten. Nur sie konnten astronomische
Aufzeichnungen entschlüsseln, bestimmen welche Manifestation einer Gottheit
besänftigt werden musste, und die geeigneten Rituale durchführen.
Rituale aller Art spielte in der Gesellschaft der Mayas eine wichtige Rolle. Sie konnten von der einfachen Verbrennung heimischen Weihrauchs bis hin zu einer Regenzeremonie in riesigen, mit Wasser gefüllten Höhlen und natürlichen Tunnelsystemen reichen, die als Eingang in die Unterwelt angesehen wurden.
Heute sind diese Höhlen und Tunnel an Orten wie der mexikanischen Halbinsel
Yucatån bei Schnorchlern und Tauchern beliebt. Das Menschenopfer war auch eine Maya-Praxis und war manchmal Teil eines der beliebtesten Spektakel der Maya-Welt, dem heiligen Ballspiel.
Dies waren nicht bloß sportliche Veranstaltungen, die ritualisierten Wettbewerbe wurden auf hochstilisierten Ballspielplätzen abgehalten, die über 60 Meter lang sein konnten. Zwei Teams versuchten einen schweren Gummiball den sie nur mit den Beinen, der Hüften und den Schultern berühren durften durch einen steinernen Reifen zu befördern.
Für die Mayas, symbolisiert dies die Bewegung der Sonne zwischen ihrer mythischen Geburt und ihrem Tod dem täglichen Auf- und Untergang. Der Wettbewerb konnte gefangene Krieger mit einschließen und wurde mit hohem Einsatz gespielt. Verlierer wurden häufig geköpft.
Ebenso dem Untergang geweiht war die alte Lebensweise der Mayas, welche mehrere Jahrhunderte bevor die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert kamen im Verfall begriffen war. Die Maya zerstreuten sich dann in kleine Dörfer und wurden meist zu Kleinbauern. An Orten wie Chiapas, in Mexiko und dem Hochland von Guatemala, praktiziert das Volk der Maya heute eine Religion, die Elemente ihres alten Glaubens mit dem Katholizismus vermischt. Die Sonne und der Mond werden nun mit dem christliche Gott und der Jungfrau Maria identifiziert, während die Berge und Hügel die Heimat der Ahnengottheiten sind, die
mit Ritualen geehrt werden.
Traditionelle Schamanen werden immer noch genauso akzeptiert wie katholische Priester und führen ihre Riten in den Häusern der Dorfbewohner und in den Bergheiligtümern durch. Wie seit Jahrtausenden werden landwirtschaftliche Arbeiten wie der Anbau von Getreide
von Zeremonien und Riten begleitet, die der spanischen Eroberung und dem Christentum vorausgehen.
Diese Überzeugungen, welche die Maya seit so vielen Jahrhunderten vertreten, sind ein klares Beispiel für die ewige Suche des Menschen nach Antworten auf seine Existenz. Angetrieben von einem Funken Weisheit und gebunden an die Tradition, setzen sie ein uraltes und stolzes Erbe fort, haben aber nicht die persönliche spirituelle Befreiung erreicht, die von Kulturen auf der ganzen Welt angestrebt wird.
NL. Zündorf
Quelle: Advance Magazin
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