Lügenpresse, Sensationsvampire, Chaoshändler, Journalismus

Liebe Freunde,

Lügenpresse, Sensationsvampire, Chaoshändler, was ist das, was bedeutet das? Eine Antwort hierzu kann vielleicht mein nachfolgender Artikel geben.

Dies ist die Zusammenfassung eines Interviews,  mit Thomas E. Patterson, Professor of Government and Press an der Harvard-Universität, Harvard Kennedy School. Und Autor des Buches: „Die Notwendigkeit von wissenbasiertem Journalismus.“ Im Original: Informing the News: The Need for Knowledge-Based Journalism Dieses Interview ist deshalb so bemerkenswert, weil immer mehr von Lügenpresse, Unglaubwürdigkeit, Sensationsvampiren und Chaoshändlern im deutschen Journalismus gesprochen wird. 

 

„Falsche Information hat ein Eigenleben. Wenn eine Lüge oft genug und mit großer Reichweite erzählt wird, wird es tatsächlich eine Tatsache in den Köpfen vieler.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage vom Institut für Politik der Harvard University ergab, dass nur 12 Prozent der jungen Erwachsenen, den Medien vertrauen "das Richtige zu tun." Das degradierte die Medien an das Ende der Glaubwürdigkeit von Amerikas großen Institutionen, sogar noch tiefer als den Kongress und die Wall Street.

 

Wir müssen nicht lange nach den Gründen suchen. Obwohl Journalisten lange behauptet haben, der Hüter von Tatsachen zu sein, hat sich herausgestellt, dass sie das Erbe haben, der Erste im Wettbewerb „die Story zu bekommen“ sein müssen und den Blockbuster liefern müssen, um die Aufmerksamkeit von einem zunehmend geteiltem und zerstreutem Publikum finden müssen.

 

Wir leben in einem Zeitalter von korrupten Informationen, von denen die meisten durch eigennützige Talkshow-Moderatoren, PR-Agenten und Politiker aufgepeitscht werden. Ein Zyniker könnte sagen, „war schon immer so“. Aber es ist schlimmer geworden, die unvermeidliche Folge wo Ehrgeiz, Berühmtheit und Gewinnerzielung  Amok laufen.

 

Journalisten sind fast unsere letzte Zuflucht, aber sie lassen uns im Stich. Das vergangene Jahrzehnt war eine sehr brutale Zeit in den Redaktionen. Auflagen und Ratings sind enorm gefallen, und Entlassungen auf einem Höchststand angekommen. Jene Journalisten, die noch einen Job haben, fühlen sich enorm unter Druck gesetzt, was getan werden muss, um ein Publikum zu gewinnen oder zu binden, was man auch als "cognitive Dissonanz" oder "Schere im Kopf" bezeichnen könnte. 

 

Als er über die Praxis der Veröffentlichung von nicht überprüften Vorwürfen befragt wurde, sagte ein Top-Editor "Die Wahrheit wird von unseren Lesern überprüft." Das ist unterste Schublade. Die Forschung hat nämlich festgestellt, dass Falschmeldungen in den den Köpfen der Menschen bleiben, entweder weil sie eine Korrektur nicht mehr mitbekommen oder weil sie der Lüge lieber glauben schenken.

 

Eine informierte Öffentlichkeit ist entscheidend für eine gut funktionierende Demokratie. Wir können dies nicht mit unseren eigenen Mitteln schaffen. Wir hängen von den Medien ab, uns zu informieren. Eine Demokratie kann nicht gedeihen, wenn es keine stetige Versorgung mit vertrauenswürdigen und relevanten Nachrichten gibt.

 

Dieses Gebot trifft vor allem diejenigen, die täglich die neuesten Nachrichten produzieren. Es gilt auch für die Autoren in Zeitschriften, Magazinen, Buchautoren und den Dokumentarfilmern, die sich selbst als Förderer von Tatsachen präsentieren. Aber sie sind auch Reporter. Wir brauchen sie, um Dinge geradeaus zu sagen. Deshalb darf Genauigkeit nicht das eine in einem Zeitungsartikel bedeuten oder etwas anderes in einem Dokumentarfilm oder in einem Sachbuch.

 

Da das Grundgesetz eine freie und unabhängige Presse garantiert und fordert, haben wir keine andere Wahl als darauf zu vertrauen, dass die Medien sich selbst regulieren. Dies bedeutet nicht, dass sich Journalisten der eigenen Meinung berauben sollen. Die besten Journalisten haben einen Gesichtspunkt und schauen sich deshalb Beweise genau an. Aber Journalismus wird zu Unehrlichkeit, wenn er gegenteilige Fakten weglässt oder verzerrt.

 

Die Geschichte des Journalismus ist eine ethische Schaukel. Die Boulevard - Presse verwendet jeden Trick um ein Publikum anzulocken. William Randolph Hearst druckte die erfundenen Geschichten über spanische Gräueltaten in Kuba, um die öffentliche Meinung zu empören. Eine solche Berichterstattung, damals und heute, ist ein Bärendienst für die Öffentlichkeit. Daniel Patrick Moynihan,  ein gefeierter Autor und Hochschulprofessor, bevor er ein Senator wurde, formulierte es so: "Jeder hat Anspruch auf seine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen selbsterfundenen Fakten.“ 

 

Mehr noch als in anderen Demokratien sind in Amerika Berufe selbstregulierend. Durch die Regierung wird es ihnen freigestellt, sich selbst zu überwachen. Ärzte und Rechtsanwälte, einmal überführt „ein Auge zugedrückt zu haben“ oder der Zuwiderhandlungen gegen ihre eigenen ethischen Berufs -Codex überführt, werden äußerst streng von ihrem eigenen Stand diszipliniert.

 

Journalisten brauchen das auch dringend. Es wird immer notwendiger in der heutigen Zeit. Die Gründe dafür sind oben bereits beschrieben.  Ansonsten wird das Mediensystem  mehr und mehr Wild-West. Wo sind die Sheriffs? Oder wie ein römischer Kaiser einmal so treffend fragte „custos custodis?" „Wer bewacht die Wächter?“

 

Die Herausforderung ist größer als vielleicht angenommen wird. Anders als in Medizin oder Jura, braucht man keine Abschluss oder Genehmigung, um als Journalist zu arbeiten. Hinzu kommt noch, die Standards für Journalismus sind wenig klar definiert. Darüber hinaus gibt es keine Tradition im Journalismus einen Reporter Kollegen zur Ordnung zu rufen. Es gibt eine Studie, die zeigt, wie häufig in einem bestimmten Jahr zwei Top-US-Zeitungen die Mitbewerber kritisierten.  Die Antwort war verblüffend: „fast nie“.

 

Es gibt nur sehr vereinzelt Beispiele wo Reporter ihre Kollegen geoutet haben, die Unwahrheit zu verbreiten. Leider gibt es nur ein paar sehr wenige Whistleblower unter den Journalisten, die die Courage haben auf Lügenbolde in ihrer Zunft zu zeigen.

 

Diese Art von Wachsamkeit muss täglich angewendet werden, so dass sie Journalisten dazu bringt zu erkennen, dass Verdrehungen oder Auslassungen von Tatsachen nicht akzeptabel sind. 

 

Natürlich bedeutet die Notwendigkeit in einem engen Zeitplan Nachrichten zu übermitteln, dass man Fehler machen kann. Aber Geschwindigkeit ist ein anderes Problem. Ohne eine entschlossene Anstrengungen die Fakten festzustellen und zu veröffentlichen bleibt es bei Willkür und Unglaubwürdigkeit wie die Umfragen zeigen.

 

Nochmal: Falsche Information hat ein Eigenleben. Untersuchungen haben festgestellt, dass das Publikum dazu neigt, die Quelle der Nachricht zu vergessen und nur die Nachricht selbst zu behalten. Wenn eine Lüge oft genug und mit großer Reichweite erzählt wird, wird es tatsächlich eine Tatsache in den Köpfen vieler.

 

Die Bürger könnten für ihren Mangel an Aufmerksamkeit und für ihre Bereitschaft, fadenscheinige Berichterstattung zu akzeptieren getadelt werden. Dennoch in der abschließenden Analyse leiden sie unter einem Mediensystem, das offensichtlich mehr und mehr aus dem Ruder gelaufen ist. Ihnen wird gesagt, sie sind in Deutschland, werden aber durch Oz geführt.

NL. Zündorf