Wie Goldzertifikate wirklich funktionieren Teil III

11. ETFs werden nach dem LBMA Goldpreis bewertet

ETFs und ähnliche Anlageinstrumente werden in der Regel nach ihrem Nettoinventarwert (Net Asset Value, NAV) bewertet. Der NAV ist der Wert der Vermögenswerte, abzüglich des Wertes der Verbindlichkeiten, dividiert durch die Anzahl der ausgegeben Aktien. ETFs werden üblicherweise zu Preisen mit und um den NAV gehandelt, können aber entweder mit einem Abschlag oder einer Prämie vom NAV gehandelt werden.

 

Im Falle der großen Gold-gestützten ETFs wird der NAV auf der Grundlage des LBMA Gold Price Benchmark berechnet. Dieser wird aus einer täglichen Auktion von nicht zugeteiltem Gold in London abgeleitet. Der einzigen direkten Teilnehmer an dieser Auktion ist eine kleine Gruppe von LBMA Bullion Banken. In der Tat verhindern die Regeln eine Teilnahme von anderen Entitäten an der Auktion. Die Regeln besagen, dass alle direkte Teilnehmer sich nur aus LBMA Bullion Bank Mitglieder rekrutieren.

 

Seit März 2015 ist diese Auktion der Nachfolger der Skandal erschütterten London Gold Fix Auktion. Es ist aber im Wesentlichen der gleiche Prozess und wird von praktisch denselben Banken gelaufen. Die „neue“ LBMA-Auktion zeigt nicht offen, wer der Auktions-Vorsitzende ist, so dass der gesamte Prozess nicht wirklich transparent ist. 

 

Als solche werden die NAVs dieser ETFs durch einen Goldpreis gebildet, der von zentraler Bedeutung für das System der nicht zugewiesenen Goldtransfers des Londoner Goldmarkts ist. Hier gibt es keinen Handels-Report, keinen Nullpositions-Report aber ein undurchsichtiges Clearing- und Tresor-Gewölbesystem und worin weitesgehend mehr Gold gehandelt wird, als es tatsächlich physisches Gold gibt.

 

Deshalb sollte man bei einer Entscheidung für ETFs ein Szenario im Auge behalten, in dem der Papierpreis von Gold vom physischen Gold-Preis abweicht. Bedingt durch die Tatsache, dass diese ETFs auf der Grundlage des Goldpreises der LBMA und nicht auf physisch durchgeführten Goldgeschäften bewertet werden. Das hat mögliche Auswirkungen auf den Börsenkurs dieser ETFs und die Rabatte / Prämien auf ihre NAVs.

 

12. Die ETF-Beteiligungen halten den undurchsichtigen LBMA-Londoner Goldmarkt aufrecht

Investitionsströme in Gold-gestützte ETFs neigen dazu, die Goldnachfrage zu kanalisieren, die ansonsten direkt in physisches Gold gegangen wäre. Dann wäre die Versorgungsgrenze des Pools von LBMA bankkontrollierten Goldbeständen und sogar vom Pool der Zentralbankgoldkredite erreicht oder überschritten.

 

Der eigentliche Mechanismus für das Hinzufügen von Goldbarren zu den großen Londoner Gold-ETFs erfordert, dass die Depotbanken Gold von den nicht zugewiesenen Metallguthaben der autorisierten Teilnehmer (APs) zuteilen. Diese APs sind meist Bullion Banken. Die nicht zugewiesenen Metallbilanzen der Goldbarren sind im Wesentlichen ein allgemeiner Pool von Goldbarren, der nicht über das Gold-Bankensystem gebunden ist.

 

Es gibt sehr wenig Transparenz, woher die Gold-Hinzufügungen zu den großen London-Tresorgewölben der Gold-ETFs kommen. Das physische Gold, das die Depotbanken HSBC und JP Morgan als Treuhänder halten wird nicht durch die APs und Bullion Banken geliefert. Zwar  übertragen per Definition nur die APs und Bullion-Banken unzugeordnetes Gold an die Treuhänder. (Custodians). Aber die APs und Bullion-Banken halten normalerweise keine großen physischen Goldvorräte.

 

Die Depotbanken könnten sich sogar direkt von Zentralbanken bedienen, da sie z.B.  ihr Gold in der Bank von England verwahren. Das lässt sich aus einem jüngst veröffentlichter Bericht schließen wo Gold der SPDR Gold Trust  in der Unterverwahrung der Bank of England im 1. Quartal 2016 impliziert aufgeführt ist.

 

Die Investitionsströme in ETFs unterstützen daher a) das unzuordnenbare Gold-abrechnungssystem der LBMA b) das undurchsichtige Londoner Goldclearing- und -Tresor-System und c) die Goldbarren, die im Mittelpunkt des nicht reservierten Goldsystems stehen. 

 

13. ETF-Beteiligung finanziert direkt das World Gold Council

Das World Gold Council ist eine gemeinnützige Organisation, die gegründet wurde, um die Nachfrage nach physischem Gold zu fördern. Die Mitglieder des Rates umfassen derzeit 19 Goldminenfirmen aus der ganzen Welt.

 

Ein weiteres Anliegen speziell für den SPDR Gold Trust ist, dass die Mehrheit der Gebühren, die der Trust erwirtschaftet dem World Gold Council (WGC) zufließt. Der Sponsor des Trust ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des World Gold Council.

 

Tatsächlich wird eine große Mehrheit der WGC-Einnahmen aus Gebühren des SPDR Gold Trust erzielt. Die WGC erhält außerdem jährlich wiederkehrende Erträge aus ETF-Wertpapieren im Zusammenhang mit einer früheren Transaktion, die es zuvor mit diesem ETF-Anbieter abgeschlossen hat. Deshalb hat das World Gold Council ein starkes Interesse an der Vermarktung und Förderung von Investitionen in Gold-gestützte ETFs und weniger Anreiz zur Förderung des Direktbesitzes von segregiertem und zugeteiltem Gold.

 

Zudem überlässt es der SPDR Gold Trust der Depotbank HSBC physisches Gold an den Trust zuzuweisen und verstärkt damit das reservierte und nicht Besitz-zugewiesene Goldabrechnungssystem der LBMA sowie das opake (undurchsichtige) Londoner Goldclearing- und -Vaulting-System. Deshalb besteht ein nicht nur potentieller Interessenkonflikt darin, dass die Einzelhandelsnachfrage nach  GLD Anteilsscheinen nicht notwendigerweise die Nachfrage nach dem von den Mitgliedern der WGC abgebautem physischem Gold erhöht.

 

Für diejenigen, die nicht von der World Gold Council Erfolgsbilanz bei der Förderung der physischen Goldindustrie beeindruckt sind, sollten dies wichtige „philosophische“ Überlegungen sein. Natürlich kann man auf zwei Hochzeiten (oder mehr) tanzen. Doch per Statistik gehen ca. die Hälfte aller Ehen in die Brüche. 

 

14. Die Goldmenge, die von den einzelnen ETF-Aktien vertreten wird, nimmt mit der Zeit ab

Eine Vermutung?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Schauen wir nur als Beispiel die Zahlen des SPDR Gold Trust in deren Prospekt oder Website an.

Da für Gold-gestützte ETFs Kosten anfallen, müssen diese Kosten durch den Verkauf einiger der im Trust / Fund gehaltenen Aktien bezahlt werden. Deshalb sinkt die Goldmenge, die von jeder Aktie oder jedem Anteil vertreten wird, im Laufe der Zeit ab. So steht es auch im SPDR Gold Trust Prospekt:

 

 "Der Trust generiert kein Einkommen und verkauft regelmäßig Gold um seine laufenden Ausgaben zu bezahlen. Daher hat sich die Goldmenge, die von jeder Aktie repräsentiert wird, allmählich im Laufe der Zeit verringert. "

 

Als der SPDR Gold Trust im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde (ursprünglich als "StreetTRACKS Gold-Aktien" bezeichnet), wurde er so strukturiert, dass jede GLD-Einheit 1/10 einer Unze Gold wert war. Dies wird auch als "Initial Pricing" bezeichnet.

 

Zum Zeitpunkt dieser Recherche, November 2016 (12 Jahre nach dem Start), hat sich der NIW Nettoinventarwert (Net Asset Value, NAV) pro GLD-Aktie, in Gold Unzen ausgedrückt, auf 0,095338 Unzen pro Aktie verschlechtert. Seit dem Start im November 2004 ist der Wert jeder GLD-Aktie um 0,004662 Unzen Gold gesunken, da eben die Trust-Kosten durch den kontinuierlichen Verkauf eines Teils des Trusts Gold bezahlt werden (müssen). Man muss kein Rechenkünstler sein um festzustellen, dass die Inhaber von GLD Anteilen seit Auflegung 4,662% Gold verloren haben, das ursprünglich jede Aktie deckte sollte.

 

Es gibt eine weitere Metrik, die auf der GLD-Website nachzuschauen ist, ist nämlich  die Rechnung, die als "monatlicher Gold-Umsatz pro Aktie" bezeichnet wird. Als Beispiel wurde zum Zeitpunkt der Recherche (November 2016) diese Zahl mit 0,04133 US-Dollar angegeben. Die jährlichen Kosten für die jährlichen Goldverkäufe pro Aktie belaufen sich auf 0.49596 US-Dollar. Der jährliche Goldumsatz pro Aktie in Bezug auf den GLD-NAV (der damals US $ 115.454 betrug) bedeutet, dass die jährlichen Goldverkäufe 0.4296% des NAV des Trusts ausmachen, was etwa den Schätzungen des Trusts von 0,40% pro Jahr entspricht. Wo ist der Gewinn? Wird der von den Kosten aufgefressen? 0.4296 Umsatz gegen 0.49596 Kosten rechnen Sie selbst nach!

Anmerkung: GLD ist ein Beispiel. Es gibt auch andere Trusts.

NL. Zündorf 

Ich bedanke mich bei BullionStar für die Unterstützung