Wie Gold Zertifikate (ETFs, ETCs) wirklich funktionieren Teil I

ETF-Zertifikate bei der Ausfertigung

HSBC Tresorgewölbe


Vorbemerkung: Viele der benutzten Fachbegriffe sind aus dem englischen übersetzt. In der Regel werden diese feststehenden Begriffe weltweit in jede Sprache integriert. Aus Verständnis-gründen hat der Autor jedoch viele englische Ausdrücke "eingedeutscht".

1. Eine Einführung

Börsen gehandelte Anlageinstrumente, die von physischem Gold gedeckt werden, werden von einer Gruppe von Trusts oder Fonds oder anderen juristischen Personen ausgegeben. Die Goldbarren werden von einem Custodian (Treuhänder) in einem Tresorraum aufbewahrt und gesichert.  Wertpapiere, Anteile oder andere Teileigentumsansprüche gegen dieses Gold werden dann, entsprechend zertifiziert, ausgegeben.

Diese Eigentums-Zertifikate werden herausgegeben und vermarktet als eine Alternative zum direkten Besitz von Goldbarren. Diese Gold-Besitz-Zertifikate haben in den letzten 10-12 Jahren eine deutliche Expansion und Entwicklung hingelegt.

Es gibt eine Reihe solcher Produkte oder Eigentumsnachweise. In der Regel handelt es sich dabei entweder um Exchange Traded Funds (ETFs) oder Exchange Traded Certificates (ETCs). Mittlerweile nehmen diese Papiere einen relativ großen Bereich im Goldinvestitionsraum ein. Hier nenne ich einige der größten Herausgeber: Neben dem sehr großen und bekannten SPDR Gold Trust (GLD) und dem iShares Gold Trust (IAU) gibt es mehrere ähnliche Produkte von Anbietern wie ETF Securities, Source ETFs und Xetra-Gold. Zum Zeitpunkt des Schreibens hielt GLD fast 900 Tonnen Gold, ETF Securities Produkte über 300 Tonnen, iShares Gold ETFs hielt rund 275 Tonnen Gold und Xetra-Gold hielt 110 Tonnen. Daher sind ihre kombinierten Goldbestände jetzt größer als alle anderen außer die der weltweit größten Zentralbank- Goldreservebestände.

So populär wie diese Wertpapiere sind, ist es doch wichtig, sehr exakt anzuschauen, was genau diese Produkte bieten oder was sie nicht bieten im Vergleich zum Besitz von physischen Goldbarren oder Goldmünzen entweder zu Hause verwahrt oder im eigenen Bankschließfach.

2. Performance nur gegenüber dem Goldpreis, nicht zum Gold

Ein gemeinsames Anlageziel aller dieser Gold-hinterlegten Anlageformen ist es, den Inhabern der Papiere eine Exposition gegenüber dem Preis von Gold zu geben, nicht zu dem tatsächlichem physischem Gold.

Beispielsweise besteht das Anlageziel der SPDR Gold Trust Aktien darin, "den Goldpreis zu reflektieren". Der iShares Gold Trust "soll in der Regel die Performance des Goldpreises widerspiegeln." Der Source Gold P-ETC "zielt darauf ab, die Performance des Spot-Goldpreises zu erbringen“. Xetra-Gold ist eine "Chance zur Teilnahme an der Performance des Goldmarktes", mit einem Papier, das "kein begünstigtes Eigentum an Gold" vorweist. Diese Gold - Papiere stellen ihren Inhabern daher kein direktes Eigentum an Gold aus, sondern eher eine Forderung (Exposition)

3. Kein Bezugsrecht auf Gold - Kann kein Gold ausliefern

Obwohl für diese Papiere physisches Gold vorhanden ist, das die jeweiligen Wertpapiere deckt, besteht ein primäres Anliegen darin, dass sie den Anteilinhabern nicht erlauben und es nie erlauben werden,  Zugriff auf das vorhandene Gold zu nehmen. Die Goldbarren, auf die in diesen Papieren verwiesen wird, sind fast immer große, von "variablem Gewicht" Goldbarren, allgemein bekannt als „London-Good-Delivery-Bars“, die irgendwo zwischen 350 Unzen und 430 Unzen wiegen.

Zum Beispiel in ETFS Physical Gold (Ticker PHAU) steht: "jede einzelne Sicherheit hat einen effektiven Anspruch auf Gold". Für die Quelle Physical Gold P-ETC: "Jedes Gold P-ETC ist ein Zertifikat, das durch Goldbarren gesichert ist". Für die SPDR Gold Trust: “... die Goldaktien vertreten fraktionale, ungeteilte Interessen am Trust,... der das zugrunde liegende Gold besitzt“. Aber mit keinem dieser Anteilsscheine kann der Inhaber eine Auslieferung von physischem Gold verlangen, das ja den Papieren zugrunde liegt.

Ein wenig anders ist es hier: Xetra-Gold bietet seinen Investoren die Möglichkeit, ihre Wertpapiere in physisches Gold umzuwandeln, wenn sie dies wünschen. Doch dieser Weg beinhaltet nicht wirklich den Zugang zu den garantierenden Goldbarren. Stattdessen besitzt Xetra-Gold einen zusätzlichen Pool von nicht zugeteiltem Gold für Umwandlungszwecke. Xetra umschreibt das so: " ...um die Lieferung von physischem Gold zu erleichtern, hält der Emittent (Xetra) eine weitere begrenzte Menge an Gold auf einem nicht zugeteilten Gewichtskonto bei der Umicore AG." Umicore ist ein in Belgien ansässiger Metallrefiner und Recycler.

4. Das Gold-Investor-Risiko

Ein weiteres gemeinsames Merkmal von Gold-gedeckten ETFs und ähnlichen Papieren ist, dass sie alle sehr komplexe Strukturen, lange Prospekte mit zahlreichen Risiko-Warnungen und viele mobile Teilnehmer aufführen. Viele mobile Teilnehmer bedeuten auch viele teilnehmende Einheiten wie Treuhänder, Depotbanken, Vertriebsagenten, autorisierte Teilnehmer (APs), Emittenten und Market Maker, die potenziell auch erhebliche Risiken für den Investor bedeuten können. Ein Privatanleger würde in der Regel auch ein Brokerage-Konto haben und mit diesen ETFs oder Wertpapieren handeln - eine weitere Grundlage für ein Investor Risiko.

Zum Beispiel ist der SPDR Gold Trust (GLD), der als Gold-Gestützter ETF vermarktet wird, technisch ein Konzessionsgeber-Trust, der nach dem Recht des Staates New York gegründet wurde und als nicht verwalteter Investmentpool registriert ist. Er hat einen Treuhänder, einen Sponsor, einen Marketing-Agent und eine Depotbank, nur um einige mobile Teilnehmer zu nennen. Ebenso ist der iShares Gold Trust (IAU) als Konzessionsgeber Trust eingerichtet. Der Source Physical Gold P-ETC ist ein börsengehandeltes Zertifikat, das durch Goldbarren besichert ist. 

ETF Securities Physical Gold Wertpapiere sind demnach „nur“ gesicherte, undatierte, beschränkte Rückgriffschuld-verschreibungen, die an Börsen wie der London Stock Exchange notiert sind. Im Falle einer extremen Finanzmarktkrise sollten die komplexen Strukturen dieser Produkte und die potenziell komplexen Investor-Risiko-Szenarien, die entstehen könnten, nicht übersehen werden.

5. Tresor-Besuche und persönliche Bestandsaufnahmen sind verboten

Die Goldbarrenbestände, die diesen kollektiven Anlagepools zugrunde liegen, werden überwiegend in den Londoner Edelmetallgewölben von der HSBC und JP Morgan sowie teilweise in ähnlichen Tresorräumen von New York, Zürich und Frankfurt gelagert. Inhaber von einzelnen oder geringen Mengen von Gold-gestützten ETF-Anteilen / Aktien / Zertifikaten können diese Depotbanken nie besuchen. Im Fall der Londoner Tresor-Gewölbe von HSBC und JP Morgan sind die Gewölbestandorte nicht einmal öffentlich bekannt gemacht, also wüssten Sie auch nicht genau, wohin Sie gehen sollten. Einige große institutionelle Inhaber des SPDR Gold Trust und der iShares Gold Trust wurden gelegentlich in diese HSBC- und JP Morgan-Gewölbe vorgelassen. Aber dies zeigt einfach nur, dass institutionelle ‚groß‘ Kunden eine bevorzugte Behandlung von diesen Trusts gegenüber kleineren Anlegern zu Teil wird.

              Es versteht sich auch von selbst, dass die ETF-Inhaber niemals ihre eigenen unabhängigen Prüfungen oder Bestandsaufnahmen des gelagerten Goldes durchführen können, eben weil Privatanleger niemals die Tresor-Gewölbe besichtigen können, in denen ETF-Gold gelagert wird. Ja selbst institutionelle Inhaber erhalten nur eine schnelle Gewölbe-Tour. Eine Prüfung wäre ohnehin nicht oder nur extrem schwer praktikabel, da das ETF-Gold ein Pool von nicht aufgeteilten Interessen in Form von großen Good-Delivery-Bars ist. Es gibt deshalb auch keine „Erkennungsmarken“ an den Goldbarren, woran man einen Inhaber individuell identifizieren könnte.

Im Gegensatz dazu gibt es Unternehmen wie BullionStar, die eine getrennte und zugeteilte Gold-Lagerung in privaten Tresoren anbieten, wo der Goldkunde immer willkommen ist, auf das Gelände zu kommen und seine eigenen Goldbestände persönlich anschauen kann. 

 

6. Hohe Kosten für nicht-physischen Gold-Besitz

Die Kosten für Investitionen in Gold-gedeckte ETFs sind nicht billig. Zum Beispiel hat der SPDR Gold Trust eine Aufwandsquote von 0,40% pro Jahr, die dem Trust entstandenen Gebühren entsprechen sollen. Es müssen eine Vielzahl der an der Durchführung des Trusts beteiligten Unternehmen bezahlt werden, wie Sponsorgebühren, Marketing-Agent-Gebühren, Treuhandgebühren, Depotbankgebühren, Gebühren und Gebühren und.... Und diese ETFs bieten Investoren noch nicht einmal Eigentum an physisch getrenntem und zugeteiltem Gold an.

Das es anders geht zeigt z.B. BullionStar. BullionStar betreibt eine sichere Lagerhalle in Singapur, die in den Laden- und Ausstellungsräumen integriert ist.

 

7. Gibt es ein sicheres Aufbewahrungsdepot?

 

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NL. Zündorf