Viele Deutsche decken sich mit Goldbarren ein; als Inflationsabsicherung?

1kg Goldbarren. Bild: proaurum.ch
1kg Goldbarren. Bild: proaurum.ch

Viele Goldanleger mögen sich über die Aussicht auf eine Drosselung der geldpolitischen Stimulierung durch die US-Notenbank aufregen, doch die Deutschen decken sich weiterhin mit Gold ein.

Logo "World Gold Council"
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Die Nachfrage nach physischen Goldbarren in Deutschland, dem traditionell größten Münz- und Barrenkäufer in Europa, war in der ersten Jahreshälfte so hoch wie seit mindestens 2009 nicht mehr, wie Daten des World Gold Council zeigen. Während die Käufe in anderen westlichen Märkten ebenfalls stark waren, investieren die Deutschen vor allem in das Metall, um sich gegen die steigende Inflation abzusichern - und laut Händlern läuft das Geschäft weiterhin gut.

Raphael Scherer
Raphael Scherer

"Wir haben eine lange Geschichte der Inflationsangst in unserer DNA. Jetzt nimmt das Inflationsrisiko zu", sagte Raphael Scherer, Geschäftsführer des Metallhändlers Philoro Edelmetalle GmbH, dessen Goldverkäufe in einem ohnehin schon starken Jahr 2020 um 25 % gestiegen sind. "Die Aussichten für Edelmetalle sind sehr positiv."

 

Die Liebe der Deutschen zum Gold hat ihren Ursprung in der Hyperinflation der Weimarer Republik vor einem Jahrhundert, die die Kaufkraft der Verbraucher einbrechen ließ. Im vergangenen Monat hat die Wiederbelebung der Wirtschaft dazu beigetragen, dass die deutsche Inflation auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren gestiegen ist. Negative Zinssätze in Europa machen auch renditelose Anlagen wie Gold attraktiver, so Scherer.

 

 

Die rechts-außen Partei "AfD" in Deutschland hat versucht, die steigende Inflation zu nutzen, um ihre Unterstützung vor der Bundestagswahl am 26. September zu erhöhen. Die einwanderungs-skeptische Partei beschuldigt die Europäische Zentralbank, die Deutschen mit ihrer "verwerflichen Nullzinspolitik" ihrer Ersparnisse zu berauben.

 

Die Warnung der Partei wurde im Juni von der Bild-Zeitung, Deutschlands meistverkauftem Boulevardblatt, aufgegriffen. Ein Artikel mit der Überschrift "Die Inflation frisst unsere Ersparnisse auf" enthielt eine Grafik, die zeigte, wie die Benzinpreise in die Höhe geschnellt sind und wie stark die Preise für andere Konsumgüter gestiegen sind.

 

Nach Angaben des WGC (World Gold Council) stieg die Nachfrage nach Barren und Münzen in Deutschland in der ersten Jahreshälfte um 35 % gegenüber den vorangegangenen sechs Monaten, während sie im Rest der Welt um 20 % zunahm.

 

Sorgen über ein "Zurückfahren"

Dennoch ist der Goldpreis seit Anfang Juni um fast 7 % gesunken, da sich der Markt darauf vorbereitet, dass die Fed ihre massiven Stimulierungsmaßnahmen, die dem Metall zu einem Rekordhoch im Jahr 2020 verhalfen, zurückfahren wird. 

Alexander Zumpfe
Alexander Zumpfe

Die Händler werden die Treffen der US-Zentralbank in naher Zukunft genau beobachten, um Hinweise auf den Zeitpunkt des Zurückfahrens zu erhalten.

 

Auf der anderen Seite des Atlantiks bleiben die Erwartungen an eine Zinserhöhung durch die EZB in den kommenden Jahren gedämpft. Das könnte die Goldnachfrage in Deutschland stützen, selbst wenn die globalen Preise nachgeben.

 

Gold hat bei deutschen Anlegern schon immer eine gewisse Rolle gespielt", so Alexander Zumpfe, Senior Trader bei der Scheideanstalt Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG. "Mit dem gestiegenen Kaufinteresse der letzten Jahre ist es aber noch präsenter geworden."

 

NL. Zündorf

Quellen: Wann sollte man Gold kaufen und halten

Wie man Goldbarren kauft

Basel III: Ein Geschenk für Käufer von physischem Gold

News24

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